Diese zusammengefasste Chronik beruht auf der im Original erhalten gebliebenen, ausführlichen Chronik, die am 7. Juni 1901 mit einer Eintragung von Pfarrer Meyer zur Gründung des „Kirchenchors Halver“ beginnt.
Zuvor soll in Halver bereits von 1883 bis 1886 ein evangelischer Kirchenchor bestanden haben, der jedoch urkundlich nicht belegbar ist. Ab 1901 berichtet die Chronik fortlaufend über die Geschicke des Chores, auch über gelegentliche Unterbrechungen der Chorarbeit. Prägend für die Chorarbeit sind vor allem die Chorleiter, die unter wechselhaften Umständen immer wieder die Herausforderung angenommen haben, mit einem Laienchor geistliche Musik zu erarbeiten und zur Aufführung zu bringen.
Vorblatt der Originalchronik ab 1901
1901 - 1915
Am 18.6.1901 findet
unter Leitung von Pfarrer Meyer eine Versammlung statt, bei der für den Kirchenchor eine Satzung beschlossen wird und der Lehrer Kortejohann zum ersten Chorleiter ernannt wird. Die Chronik enthält
eine Liste, wonach der Chor in den ersten Jahren in wechselnder Besetzung 137 aktive Mitglieder (40 Männer und 97 Frauen) gehabt hat.
Im März 1913 wird Pastor Meyer
nach Dortmund versetzt, und im Januar 1915 löst sich daraufhin der Chor wieder auf. Das vorhandene „Vermögen“ von 13 Mark 36 geht an die
Kirchenkasse.
1925 -
1938
2. Gründungsphase mit Pfarrer
Dr. Große-Dresselhaus und Chorleiter Ernst Kurtze: Am 24.3.1925 wird der Kirchenchor auf Initiative von Pfarrer Dr. Große-Dresselhaus wiederbelebt. Nach einer ersten Vorbesprechung erscheinen zur
Gründungsversammlung schon 50 Damen und Herren. Der Pfarrer wird selbst „Obmann“ und der Lehrer Ernst Kurtze wird mit der Chorleitung beauftragt. Zu Beginn seiner Tätigkeit wird er nur kurzzeitig
wegen Krankheit von Wilhelm Lemke vertreten.
Am Ende des Jahres 1925 hat der Chor schon 74 Mitglieder. Danach jedoch nimmt die Zahl wieder ab, und der Chor stellt sich die Frage, ob „die Gemeinde die rechte Einstellung zum Chordienst“ habe
(1928).
Nach vielen gelungenen Konzerten und Auftritten im Gottesdienst wird die Chorarbeit durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, da Herr Kurtze einberufen
wird.
1938 -
1945
Notprogramm: Die
zurückbleibenden Sängerinnen und Sänger versammeln sich regelmäßig unter der Leitung von Pastor Eugen Stommel.
1945 -
1959
Ernst Kurtze nimmt die Arbeit
mit dem Chor wieder auf. Es gibt viele neue Mitglieder, die in der Chronik auch einmal namentlich aufgeführt werden. In den 14 Jahren werden wiederum viele anspruchsvolle Konzerte und Auftritte in
den Festtagsgottesdiensten dargeboten.
Als Ernst Kurtze 1959 wegen Krankheit 5 Monate vertreten werden muss, wird als Ersatz der Lehrer Albert Waimann eingestellt, der bei den Chorsängern so großen Anklang findet, dass man sich von Herrn
Kurtze trennt, der sich daraufhin sehr enttäuscht zeigt. Er stirbt am 9.3.1960.
1959 -
1967
Mit Albert Waimann, der nunmehr
regulärer Chorleiter wird, zieht in den Chor so etwas wie familiäre Atmosphäre ein. Die Sängerinnen und Sänger fühlen sich ausgesprochen motiviert und schaffen auch in dieser Phase gute musikalische
Ergebnisse.
Im Januar 1967 stirbt Herr Waimann auf tragische Weise bei einem Autounfall, und das Entsetzen im Chor ist groß.
1967 -
1972
Wiederum muss ein Lehrer
einspringen: Diesmal erklärt sich Hermann Diebschlag freundlicherweise bereit, den Chor für eine Übergangszeit zu leiten. Daraus werden 5 Jahre, in denen der Chor seinen bisherigen Charakter erhält
und sich zu einer guten Gemeinschaft stabilisiert.
1972 -
1974
Nach der Sommerpause 1972
übernimmt der Musikpädagoge Karl-Hugo Leonhardt die Leitung des Chores. Für die Mitglieder wird es dabei etwas schwieriger, da Herr Leonhardt als „Profi“ neue Maßstäbe setzt, die nicht immer von
allen Sängerinnen und Sängern sofort verstanden werden. Schon am 30.4.1974 gibt Herr Leonhardt die Chorleitung wieder auf. Nach ihm beginnt für den Chor eine Phase des Durchhaltens bei meist magerer
Besetzung. Zunächst ist der Chor einige Monate lang ohne Dirigent. Man trifft sich nur, um die Gemeinschaft aufrecht zu
erhalten.
1974 -
1978
Im November 1974 nimmt sich der
Lehrer Ernst-Otto Brüninghaus des Chores an. Obwohl alle Sängerinnen und Sänger sehr gerne unter seiner Stabführung gearbeitet haben, zieht sich Herr Brüninghaus im Frühsommer 1978 überraschend von
der Leitung des Chores zurück. Wieder steht der Chor eine Zeitlang ohne Dirigent da.
1978 -
1987
Neuer Chorleiter wird
schließlich Friedhelm Nierstenhöfer, ein Ingenieur aus Radevormwald, der in ruhiger und geduldiger Art und Weise die Arbeit mit nur wenigen Chormitgliedern fortsetzt. Da er gleichzeitig das
Organistenamt innehat, singt der Chor jetzt in der Regel nicht mehr auf der Empore, sondern vor dem Altar. Leider wird die Chorarbeit immer schwieriger, und als nur noch gut 10 Sängerinnen und Sänger
zur Verfügung stehen und eine Werbeaktion ohne Erfolg bleibt, gibt Herr Nierstenhöfer sein Amt Ende 1987 auf. Der Chorgesang ruht wiederum für ein halbes
Jahr.
1988 -
1990
Mitte des Jahres 1988 übernimmt
Werner Garthe, ein begeisterter und hochqualifizierter Musiker, der im Hauptberuf bei der Post arbeitet, die Organisten- und Chorleiterstelle, allerdings nur bis Ende 1990, als er nach
Unstimmigkeiten mit der Gemeinde und den Pfarrern aus dem Amt ausscheidet. Wieder stehen die treuen Chorsängerinnen und -sänger allein da. Man hat kaum noch Hoffnung, dass die Kirchenmusik noch eine
Wiederbelebung erfahren könnte.
1991
-1997
Im Frühjahr 1991 kommt dann die
überraschende Wende: Am 16.4.1991 hält ein neuer Musiker Einzug in die Evangelische Kirche, der neben den Vorbereitungen zu seinem A-Examen, direkt damit beginnt, einen Chor zu gründen und zunächst
mit acht Sängern startet. Vor den Sommerferien singt der neue Chor zum ersten Mal im Gottesdienst: "Herr Gott dich loben wir" von Mozart und "Jesus bleibet meine
Freude".
Erstmals beruft die Kirchengemeinde im September 1991 einen hauptamtlichen Kirchenmusiker in eine voll ausgebaute B-Kirchenmusikerstelle, Andreas Pumpa, der seitdem seine Aufgabe mit viel Können und Engagement ausfüllt. Mit ihm wächst die Zahl der Mitglieder wieder kräftig an, dank vieler junger Leute und guter Kontakte, so dass der Chor im Jahr 2000 ca. 35 Sängerinnen und Sänger in ausgeglichener Besetzung aufweisen kann. Die Aktivitäten des Chores beschränken sich nicht nur auf die Mitgestaltung von Gottesdiensten, sondern auch auf qualitativ hochstehende Konzertaufführungen, und auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz.
1997 - 2011
Zu schmerzhaften Einsparungen gezwungen, verkleinert die Gemeindeleitung die vormals bestehende Vollanstellung des Kantors in eine 60%-Teilzeitstelle. Weitere 11% bringen die Chormitglieder auf, um die Kantorei- und Konzertarbeit auf dem bestehenden Niveau zu erhalten. Die Finanzierung dieser Konzerte wird ab diesem Zeitpunkt weitgehend vom neu gegründeten Förderverein für Kirchenmusik e.V. und vielen Spendern übernommen. Für den Ausgleich weiterer Fehleinkünfte ermöglicht das Presbyterium dem Kantor die Erteilung von privatem Unterricht in den Räumen der Kirchengemeinde.
Am 14.11.2012 beschließt das Presbyterium, die Kantorei mit sofortiger Wirkung aufzulösen. Für das anstehende Adventskonzert und die letzten Proben hierfür stellt die katholische Christus-König-Gemeinde ihre Räume zur Verfügung. Da dem Kantor Andreas Pumpa mit dem Chor eine wesentliche Grundlage seiner Tätigkeit entzogen worden ist, wird seine Stelle auf 20 % reduziert und letztendlich ganz gestrichen. Nach der Trennung von der evangelischen Kirchengemeinde wird die Kantorei Halver als freier Chor unter Leitung von Andreas Pumpa fortgeführt. Im alten Bürgerzentrum an der Von-Vincke-Straße findet der Chor eine herzliche Aufnahme für die regelmäßigen Proben an jedem Mittwoch.
Zum 1. Mai 2013 tritt Andreas Pumpa seine neue Kantorenstelle in Wermelskirchen an. Infolgedessen ist es ihm leider nicht mehr möglich, den Chor weiterhin zu leiten. Die Verabschiedung gestaltet sich überaus wehmütig und herzlich.
2013 – 2019
Bereits im Mai 2013 kann die Kantorei die Kirchenmusikerin Maike Lehmkuhl als Chorleiterin gewinnen. Sie begleitet den Chor mit großem Engagement, viel Geduld und Motivationskraft und gestaltet zahlreiche Gottesdienste und Evensongs in verschiedenen Kirchengemeinden der Umgebung. Auch große Werke der Kirchenmusik kommen unter ihrer Leitung zur Aufführung, zuletzt im Oktober 2018 trotz ihrer schon fortgeschrittenen Krankheit. Am 11.04 2019 verstirbt Maike Lehmkuhl nach langem, unermüdlichen Kampf gegen ihre schwere Krankheit. Die Kantorei verliert mit ihr nicht nur eine herausragende Chorleiterin, sondern auch einen offenen und liebevollen Menschen.
Bis September 2019 kann der Kreiskantor Dmitri Grigoriev die Kantorei interimsmäßig unterstützen, damit der Chor nicht auseinanderfällt. Mit viel Feingefühl leitet er den Chor bei der Trauerfeier für Maike Lehmkuhl und auch bei bereits zugesagten Evensongs.
Ab 2019
Im Oktober 2019 übernimmt der Kirchenmusiker Patrick Kampf die Leitung der Kantorei mit
ansteckendem Optimismus und vielen Ideen von ganz alter bis zu ganz neuer Kirchenmusik in ganz kleiner und ganz großer Besetzung. Die Möglichkeiten scheinen unendlich – und dann kommt die Covid
19-Pandemie. Singen fördert die ohnehin hohe Ansteckungsgefahr. Ab März 2020 ist Chorsingen zunächst uneingeschränkt verboten. Ab Juni 2020 ist Chorarbeit unter strengen Auflagen wieder erlaubt und
Patrick Kampf bietet sogleich wieder Proben an. Der nächste Lockdown im Winter 2020 verhindert die Aufführung der einstudierten Kantaten 1 – 3 des Weihnachtsoratoriums und die weitere Probenarbeit
bis zum Sommer 2021. Auch der zweite Anlauf für dieses Konzert im Winter 2021 scheitert an einer neuen Coronawelle. Erst im Jahr 2022 normalisieren sich die Bedingungen für die Chorarbeit. Einmalig
in der Chorgeschichte wird das Weihnachtsoratorium am Pfingstmontag aufgeführt. Die guten Kontakte des Chorleiters ermöglichen der Kantorei Auftritte auch in bislang unbekannten Kirchen in Essen und
Dortmund sowie 2024 ein ganz großes Werk: Gemeinsam mit dem Essener Projektchor wird das Oratorium ELIAS von F. Mendelssohn Bartholdy in Essen und
in Halver aufgeführt.