Chronik

Die Kantorei Halver wurde und wird vor allem geprägt durch ihre Chorleiter, die mal längere Zeit, mal nur kurz die Geschicke des Chores in ihren Händen hielten. Weniger Bedeutung hatten die „Obmänner“ oder „Vorsitzenden“, die vor allem die vereinsinternen Angelegenheiten gestalteten.

1883 - 1886


Vorphase: Erste Gründung eines Kirchenchores in Halver, der auch mit Schülern der Ev. Volksschule Lieder einübt und vorträgt. Dies gefällt aber dem Vorsitzenden des damaligen Presbyteriums nicht, der den Chor als zu weltlich aus dem Gottesdienst verbannt. Der Chor löst sich daraufhin schon 1886 wieder auf.

1901 - 1915


1. Gründungsphase mit Pastor Meyer: Am 7.6.1901 wird der Kirchenchor von Pastor Meyer wieder gegründet. Chorleiter wird Lehrer Kortejohann. Es gab anfangs 17 Mitglieder, dazu eine richtige Vereinssatzung mit 10 Paragraphen. Schon 1903 hat der Chor 79 Mitglieder.

Im März 1913 wird Pastor Meyer nach Dortmund versetzt, und im Januar 1915 löst sich daraufhin der Chor wieder auf. Das vorhandene „Vermögen“ von 13 Mark 36 geht an die Kirchenkasse.


1925 - 1938


2. Gründungsphase mit Pfarrer Dr. Große-Dresselhaus und Chorleiter Ernst Kurtze: Am 24.3.1925 wird der Kirchenchor auf Initiative von Pfarrer Dr. Große-Dresselhaus wiederbelebt. Nach einer ersten Vorbesprechung erscheinen zur Gründungsversammlung schon 50 Damen und Herren. Der Pfarrer wird selbst „Obmann“ und der Lehrer Ernst Kurtze wird mit der Chorleitung beauftragt. Zu Beginn seiner Tätigkeit wird er nur kurzzeitig wegen Krankheit von Wilhelm Lemke vertreten.

Am Ende des Jahres 1925 hat der Chor schon 74 Mitglieder. Danach jedoch nimmt die Zahl wieder ab, und der Chor stellt sich die Frage, ob „die Gemeinde die rechte Einstellung zum Chordienst“ habe (1928).

Nach vielen gelungenen Konzerten und Auftritten im Gottesdienst wird die Chorarbeit durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, da Herr Kurtze einberufen wird.


1938 - 1945


Notprogramm: Die zurückbleibenden Sängerinnen und Sänger versammeln sich regelmäßig unter der Leitung von Pastor Eugen Stommel.

1945 - 1959


Ernst Kurtze nimmt die Arbeit mit dem Chor wieder auf. Es gibt viele neue Mitglieder, die in der Chronik auch einmal namentlich aufgeführt werden. In den 14 Jahren werden wiederum viele anspruchsvolle Konzerte und Auftritte in den Festtagsgottesdiensten dargeboten.

Als Ernst Kurtze 1959 wegen Krankheit 5 Monate vertreten werden muss, wird als Ersatz der Lehrer Albert Waimann eingestellt, der bei den Chorsängern so großen Anklang findet, dass man sich von Herrn Kurtze trennt, der sich daraufhin sehr enttäuscht zeigt. Er stirbt am 9.3.1960.


1959 - 1967


Mit Albert Waimann, der nunmehr regulärer Chorleiter wird, zieht in den Chor so etwas wie familiäre Atmosphäre ein. Die Sängerinnen und Sänger fühlen sich ausgesprochen motiviert und schaffen auch in dieser Phase gute musikalische Ergebnisse.

Im Januar 1967 stirbt Herr Waimann auf tragische Weise bei einem Autounfall, und das Entsetzen im Chor ist groß.


1967 - 1972


Wiederum muss ein Lehrer einspringen: Diesmal erklärt sich Hermann Diebschlag freundlicherweise bereit, den Chor für eine Übergangszeit zu leiten. Daraus werden 5 Jahre, in denen der Chor seinen bisherigen Charakter erhält und sich zu einer guten Gemeinschaft stabilisiert.

1972 - 1974


Nach der Sommerpause 1972 übernimmt der Musikpädagoge Karl-Hugo Leonhardt die Leitung des Chores. Für die Mitglieder wird es dabei etwas schwieriger, da Herr Leonhardt als „Profi“ neue Maßstäbe setzt, die nicht immer von allen Sängerinnen und Sängern sofort verstanden werden. Schon am 30.4.1974 gibt Herr Leonhardt die Chorleitung wieder auf. Nach ihm beginnt für den Chor eine Phase des Durchhaltens bei meist magerer Besetzung. Zunächst ist der Chor einige Monate lang ohne Dirigent. Man trifft sich nur, um die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.

1974 - 1978


Im November 1974 nimmt sich der Lehrer Ernst-Otto Brüninghaus des Chores an. Obwohl alle Sängerinnen und Sänger sehr gerne unter seiner Stabführung gearbeitet haben, zieht sich Herr Brüninghaus im Frühsommer 1978 überraschend von der Leitung des Chores zurück. Wieder steht der Chor eine Zeitlang ohne Dirigent da.

1978 - 1987


Neuer Chorleiter wird schließlich Friedhelm Nierstenhöfer, ein Ingenieur aus Radevormwald, der in ruhiger und geduldiger Art und Weise die Arbeit mit nur wenigen Chormitgliedern fortsetzt. Da er gleichzeitig das Organistenamt innehat, singt der Chor jetzt in der Regel nicht mehr auf der Empore, sondern vor dem Altar. Leider wird die Chorarbeit immer schwieriger, und als nur noch gut 10 Sängerinnen und Sänger zur Verfügung stehen und eine Werbeaktion ohne Erfolg bleibt, gibt Herr Nierstenhöfer sein Amt Ende 1987 auf. Der Chorgesang ruht wiederum für ein halbes Jahr.

1988 - 1990


Mitte des Jahres 1988 übernimmt Werner Garthe, ein begeisterter und hochqualifizierter Musiker, der im Hauptberuf bei der Post arbeitet, die Organisten- und Chorleiterstelle, allerdings nur bis Ende 1990, als er nach Unstimmigkeiten mit der Gemeinde und den Pfarrern aus dem Amt ausscheidet. Wieder stehen die treuen Chorsängerinnen und -sänger allein da. Man hat kaum noch Hoffnung, dass die Kirchenmusik noch eine Wiederbelebung erfahren könnte. 

1991 -1997


Im Frühjahr 1991 kommt dann die überraschende Wende: Am 16.4.1991 hält ein neuer Musiker Einzug in die Evangelische Kirche, der neben den Vorbereitungen zu seinem A-Examen, direkt damit beginnt, einen Chor zu gründen und zunächst mit acht Sängern startet. Vor den Sommerferien singt der neue Chor zum ersten Mal im Gottesdienst: "Herr Gott dich loben wir" von Mozart und  "Jesus bleibet meine Freude".

Erstmals beruft die Kirchengemeinde im September 1991 einen hauptamtlichen Kirchenmusiker in eine voll ausgebaute B-Kirchenmusikerstelle, Andreas Pumpa, der seitdem seine Aufgabe mit viel Können und Engagement ausfüllt. Mit ihm wächst die Zahl der Mitglieder wieder kräftig an, dank vieler junger Leute und guter Kontakte, so dass der Chor im Jahr 2000 ca. 35 Sängerinnen und Sänger in ausgeglichener Besetzung aufweisen kann. Die Aktivitäten des Chores beschränken sich nicht nur auf die Mitgestaltung von Gottesdiensten, sondern auch auf qualitativ hochstehende Konzertaufführungen, und auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz.

1997 - 2011

Zu schmerzhaften Einsparungen gezwungen, verkleinert die Gemeindeleitung die vormals bestehende Vollanstellung des Kantors in eine 60%-Teilzeitstelle. Weitere 11% bringen die Chormitglieder auf, um die Kantorei- und Konzertarbeit auf dem bestehenden Niveau zu erhalten. Die Finanzierung dieser Konzerte wird ab diesem Zeitpunkt weitgehend vom neu gegründeten Förderverein fbr Kirchenmusik e.V. und vielen Spendern übernommen. Für den Ausgleich weiterer Fehleinkünfte ermöglicht das Presbyterium dem Kantor die Erteilung von privatem Unterricht in den Räumen der Kirchengemeinde.

2012 - 2019

Am 14.11.2012 beschließt das Presbyterium, die Kantorei mit sofortiger Wirkung aufzulösen. Für das anstehende Adventskonzert und die letzten Proben hierfür stellt die katholische Christus-König-Gemeinde ihre Räume zur Verfügung. Da dem Kantor Andreas Pumpa mit dem Chor eine wesentliche Grundlage seiner Tätigkeit entzogen worden ist, wird seine Stelle auf 20 % reduziert und letztendlich ganz gestrichen.
Zum 1. Mai 2013 tritt Andreas Pumpa seine neue Stelle in Wermelskirchen an. Durch diese neue Stelle ist es Andreas Pumpa leider nicht mehr möglich gewesen, den Chor weiterhin zu leiten. Die Verabschiedung gestaltet sich überaus wehmütig und herzlich.

Nach der Ablösung von der evangelischen Kirchengemeinde wird die Kantorei Halver als freier Chor fortgeführt und konnte kurze Zeit später die Kirchenmusikerin Maike Lehmkuhl als Chorleiterin gewinnen. Im Bürgerzentrum findet der Chor eine herzliche Aufnahme für die regelmäßigen Proben an jedem Mittwoch.

2019

Am 11.04 2019 verstarb unsere Chorleiterin Maike Lehmkuhl nach langem, unermüdlichen Kampf gegen ihre schwere Krankheit.


Seit Mai 2013 leitete sie mit großem Engagement, viel Geduld und Motivationskraft die Kantorei Halver. In dieser Zeit gestaltete sie gemeinsam mit uns zahlreiche Gottesdienste und Evensongs in verschiedenen Kirchengemeinden. Sie ermöglichte es uns, auch große Werke der Kirchenmusik zur Aufführung zu bringen, zuletzt im Oktober 2018 trotz ihrer schon fortgeschrittenen Krankheit.


Sie wusste uns für die Musik zu begeistern und durch die Musik zu berühren.
Wir verlieren mit ihr nicht nur eine herausragende Chorleiterin, sondern auch einen offenen und liebevollen Menschen.


Wir sind traurig und vermissen sie.

 

Für fast ein Jahr übernahm Dmitri Grigoriev interimsmäßig die Leitung. Er hat in dieser Zeit den Chor mit großem Einsatz und viel Feingefühl geführt und wir sind dafür sehr dankbar.

 

Diese Chronik der Kantorei Halver wurde bis Mai 2013 zusammengestellt und bearbeitet von Peter Höller, Lehrer a.D., Sänger und Chronist in der Kantorei Halver . Seitdem hat Brigitte Behrens diese Aufgabe übernommen.

 

 

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